Erstmal vor und dann zurück

Seitdem es im Frühjahr und Herbst die Uhrumstellung gibt, suchen Millionen von Menschen händeringend eine so genannte Eselsbrücke, um sich endlich merken zu können, wann die Zeit vor und wann sie zurück gestellt wird. Dabei ist es doch so einfach: Stellt man sich die Zeitbewegung als Pfeile vor, so schaut die Zeit im Frühjahr auf den Herbst und geht ihm entgegen. Die Uhr wird also um eine Stunde VOR gestellt. Im Herbst läuft es dann anders herum: Die Zeit sieht noch einmal zum Frühjahr und verabschiedet sich von der Uhrumstellung. Sie wird also um eine Stunde ZURÜCK gestellt. Noch einfacher wird es, wenn man bedenkt, dass man ja nur (einen Schritt) zurück gehen kann, wenn man vorher (einen Schritt) vor gegangen ist. Die Umstellungsphasen gehen also sozusagen aufeinander zu: Erst vor, dann zurück.

Erstmals im Jahr 1916 wurden in Deutschland die Uhren umgestellt. England und Irland schlossen sich dieser Maßnahme an. Natürlich nicht, ohne der Zeitmanipulation den Namen „British Summer Time“ bzw. „Daylight Saving Time“ zu geben. 1950 entzog sich Deutschland dieser Regelung wieder, und zwar für die nächsten 30 Jahre. Das bis heute geltende, so genannte „Zeitgesetz“ von 1978 greift seit 1980 und wurde inzwischen mehrfach geändert. Aktuell werden die Uhren, unter Berücksichtigung der Gepflogenheiten in anderen europäischen Ländern, jeweils am letzten Sonntag im März vor und am letzten Sonntag im Oktober zurück gestellt. Ursprünglich sollte die Sommer- und Winterzeit dazu dienen, das Tageslicht besser auszunutzen, um dadurch Energie einzusparen.

Die Wunschvorstellung der Energie-Einsparung hat sich längst als vollkommen fruchtlos gezeigt, da ein Tag nun einmal nur eine bestimmte Anzahl von hellen Stunden hat. Dies wird jedoch seit Jahrzehnten stoisch ignoriert. Niemanden, der für die Uhrumstellung verantwortlich zeichnet, scheint es großartig zu interessieren, dass möglicherweise abends eine Stunde mit künstlichem Licht eingespart werden kann, die jedoch morgens üblicherweise zusätzlich benötigt wird. Außerdem entstehen morgens in den Grenzmonaten zusätzliche Heizkosten. Insofern ist die potentielle Energie-Einsparung bestenfalls ein Nullrunden-Spiel. Mehr noch: Das Bundesumweltamt hat längst festgestellt, dass der Energieverbrauch durch die Umstellung sogar noch ansteigt. Die Uhrumstellung hat also leider lediglich zur Folge, dass sich immer mehr Menschen dadurch gesundheitlich belastet oder zumindest unwohl fühlen und mit ihrem Wach-/Schlaf-Rhythmus aus dem Takt kommen. Aber immerhin sind sie während des Wachliegens beschäftigt und können überlegen, wann die Zeit nun vor und zurück gestellt wird.

Für Unternehmen ist es besonders wichtig, die jährlichen Uhrumstellungen nicht zu verpassen. Nicht nur kann es sonst zu Komplikationen mit Kundenterminen kommen, auch kann die Zeitwertkontoführung durcheinander geraten. Da die meisten Betriebssysteme heute in der Regel automatisch an eine Uhrumstellung erinnern und diese auch automatisch durchführen, gerät diese kaum noch in Vergessenheit.